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Die Bleibe

Schwer und leicht sollen zusammengehen. Ich habe mir  vorgenommen , zu  diesem Thema einen Entwurf zu machen. Nehmen wir an, ich hätte aus meiner  Schrottsam- mlung eine  rechteckige Platte aus Stahl  ausgewählt und müsste  dazu in der Bren- nerei einen  passenden Ring  herstellen lassen?  Da entstehen  bereits  die ersten Probleme. Welche Proportion soll dieser Ring bekommen? Es bleibt vermutlichbei  dem einen  - so nennen es die Eisenbrenner - ein zweites wäre zu teuer. 

Es ist jedoch etwas gewagt, ohne auszuprobieren zwei Stückeeinander  gegenüber- zustellen,  die  passen sollen, von denen  eines noch nicht  sichtbar ist und  die sich gegenseitig noch gar nicht kennen. Es bleibt nichts anderes übrig als auf den Fundus meiner Erfahrungen zurückzugreifen. Mit einem Rückblick auf die Experimente und Arbeiten, die ich früher gemacht habe lassen sich die nötigen Vergleiche bewerk-stelligen. Ich lasse mein damaliges  Scheitern und Gelingen in der Vorstellung nochmals aufleben und lege gewissermassen die Versuche in die Vergangenheit In Gedanken lasse .ich die beiden Raumelemente Kreis und Scheibe miteinander reden. Da sie schon lange zu den von mir bevorzugten Raumelementen gehören, wissen sie sich viele Geschichten zu erzählen.

Gehen wir zur rechteckigen Eisenplatte zurück. Ich stelle sie mir vor, vertikal aus-gerichtet, auf die schmale Seite gestellt. Dabei denke ich an ein Haus. Vielleicht ein Hochhaus? Oder dessen Schatten? Auf jeden Fall ein Haus, das von Menschen bewohnt ist. Ich habe somit etwas Neues bewohnbar gemacht - immer noch in Gedanken - und das wäre dann der Anfang einer Besiedelung. Ich könnte auch  sagen: Die Skulptur  soll etwas mit dem Leben zu tun haben.

Aber wo befindet denn dieses Haus? Dass es nicht alleine herumstehen wird, habe ich bereits vermutet und deshalb schon rechtzeitig einen Ring dazu genommen. Ein Haus braucht eine Nachbarschaft. Ich schreite mit dem Entwurf fort. Das Thema wandelt sich vom bewohnten Haus zum Beginn einer Siedlung, zumindest andeut-ungsweise. Ich manche ein Gedankenspiel: Zuerst sind da Häuser. Die werden besiedelt.  Darauf hin besiedeln Häuser  einen Ort.Viele Orte besiedeln Länder, diese Länder ihrerseits die Kontinente. Die Kontinente die Planeten, Die Planeten die Sonnensyst... .... ... . 

Ich kann fröhlich drauf los spintisieren, und muss nicht wissen oder gar beweisen,  obdas funktioniert. Es genügt, dass ich daran meinen Gefallen habe. Ein Raumgitter vielschichtiger Beziehungen entsteht. Man stelle sich vor, nur ein wenig Material an die Verbindungsstränge, und es ergäbe sich die herrlichste Skulptur. 

Jedenfalls übt es auf mich eine große Faszination aus. Ich habe einen Ring und eine Stahlplatte aus Eisen. Wenn ich so nur einen winzig kleinen Teil dieses erdachten Gebildes ausführe und mir damit eine ganze Welt erschaffen kann, erschafft mir  diese Beschäftigung eine Bleibe, die ist so einzigartig ist, dass ich sie so bald nicht 
mehr verlassen werde.